MOTORKLEINLOK IN N
Eisenbahn Kurier 08/99

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IN DER EPOCHE III KONNTE MAN SIE AUF ZAHLREICHEN UNTERWEGSBAHNHÖFEN FINDEN: DIE MOTORKLEINLOKS DER LEISTUNGSKLASSEN I UND II. MODELLE DAVON WERDEN INZWISCHEN ALLEN BAUGRÖSSEN UND VIELEN VARIANTEN ANGEBOTEN, IN DEN KLEINEN SPURWEITEN UND N MEIST OHNE ANTRIEB. DER IN DIESEM BEITRAG VORGESTELLTE BAUSATZ EINER SCHWARTZKOPFF-RANGIERLOKOMOTIVE STAMMT AUS DEM PROGRAMM DER FIRMA SCHIFFER-DESIGN IN KERPEN. AUF DEN KONSTRUKTIONSPRINZIPIEN DIESER VORBILDLOK BASIEREN ALLE SPÄTER ENTWICKELTEN KLEINLOKS PER DRG.
Ein Artikel von Christian Martens
KLAPPEN, FALTEN, KLEBEN - FERTIG!
Motorkleinlok im Einsatz bei einer Mühle. Abb.1 links/oben: Die Motorkleinlok steht mit einem G-Wagen vor einem Mühlenbetrieb zur Abfahrt bereit, es fehlt nur noch der Lokführer.

Abb.2 rechts/unten: Fertig für den Anlageneinsatz im Rangierdienst Die NS 108 von Schwartzkopff.
Motorkleinlok im Wartestellung
Das Vorbild wurde 1928 mit der Nummer NS 108 an die Niederländische Staatsbahn geliefert. Da man vorher schon gute Erfahrungen mit Motorlokomotiven auf Industrie- und Feldbahnen gemacht hatte, lag es verschiedenen Bahngesellschaften nahe, ähnliche Konstruktionen für den leichten Rangierdienst zu beschaffen. Wegen des zu erwartenden geringeren Aufwandes für den Unterhalt und wegen der niedrigeren Betriebskosten zog man Motorloks den Dampflokomotiven vor. Zwei Jahre später beschaffte DRG 14 ähnliche Loks und leitete damit den Bau einer ganz neuen Lokomotivgeneration, die der Kleinlokomotiven mit Motorantrieb ein.
Der Bausatz
Motorkleinlok im Einsatz bei einer Mühle. Abb.3 links/oben: Viel mehr als das hier gezeigte Werkzeug wird zum Zusammenbau des kleinen Modells nicht benötigt, die Arbeiten können also am Küchentisch erledigt werden.

Abb.4 rechts/unten: Ein kleines Ätzblech, die Achsen und ein paar Zurüstteile - mehr ist es am Anfang nicht.
Bauteile
Bausatz besteht aus einem 6 x 18 cm großen, beidseitig geätzten Neusilberblech, dem kleinen Kessel und den notwendigen Puffern, beides aus Weißmetall gegossen.
Die Spurkränze der im Bausatz enthaltenen Radsätze sind auf eine Höhe von ca. 0,5 mm abgedreht. Eine sehr genaue Bauanleitung liegt dem Bausatz selbstverständlich ebenfalls bei. Bemerkenswert ist daran, daß die Schnittstellen zum Heraustrennen der einzelnen Teile mit Pfeilen exakt markiert sind. Fehler durch Trennschnitte und Beschädigungen der Bauteile sind damit von vorne herein so gut wie ausgeschlossen. Notwendige Werkzeuge sind ein Messer mit Abbrechklinge, eine feste Unterlage zum Schneiden, feine Schlüsselfeilen und eine kleine Flachzange. Bewährt hat sich die gleichzeitige Verwendung mehrerer Pinzetten.
Das Lokgehäuse

Befolgt man die Bauanleitung und trennt die Bauteile an den im Plan markierten Stellen, findet man sich beim Zusammenbau rasch zurecht. Die Teile werden miteinander durch dünnflüssigen Sekundenkleber verbunden. Die beim Autor zu Beginn vorhandene Skepsis gegenüber der Klebemethode ließ bald nach, nachdem er sich im Laufe der fortschreitenden Montage von der Festigkeit der Klebestellen überzeugen konnte. Der ganze Bausatz wird nur geklappt, gefaltet und geklebt. Einzig die Stege, an denen die Bauteile mit der Platine verbunden waren, müssen mit einer feinen Schlüsselfeile entgratet werden. Ansonsten verfügen die kleinen Bleche über eine extreme Paßgenauigkeit, die keinerlei Nacharbeiten erfordert.

Schon nach relativ kurzer Bauzeit sind die Hauptbaugruppen zusammengefügt und der Modellbauer kann den Erfolg seiner Arbeit in dreidimensionaler Form vor sich sehen. Durch trickreiche Gestaltung der einzelnen Bauteile wird einem die Arbeit erleichtert. Zum Beispiel sind die Kotflügel an der Unterseite im Material so geschwächt, daß ein leichtes Anpassen an die Krümmung des Radkastens ohne Vorbiegen sichergestellt ist.

Cut-Board Abb.5: Die Unterlage zum Ausschneiden der Bauteile muß glatt und fest sein, am besten eignet sich ein Cut-Board aus dem Papierwarenhandel.
Werkzeug Abb.6: Viel mehr als das hier gezeigte Werkzeug wird zum Zusammenbau des kleinen Modells nicht benötigt, die Arbeiten können also am Küchentisch erledigt werden.

Die zahlreichen Details, mit denen die Lok zuzurüsten ist, werden erst nach den Lackierarbeiten angebracht. Das sind zum Beispiel Griffe für die Motorhaube, Handräder oder die Bremshebel. Unter dem Fahrzeugboden müssen das Bremsgestänge mit Bremsbacken und ein Gasbehälter angebracht werden.

Zerlegen des Modells Abb.6: Nachdem der korrekte Sitz aller Baugruppen geprüft ist, kann das Modell wieder zerlegt und lackiert werden.
Lackierarbeiten
Vor dem Lackieren
Abb.8: Wegen der Maßhaltigkeit beim Ätzen wurde der kleine Bausatz von Schiffer-Design aus Neusilberblech und nicht aus dem klassischen Messing hergestellt.

Nachdem alle Baugruppen auf den korrekten Sitz überprüft wurden, kann es an die Lackierarbeiten gehen. Dabei ist ein gründliches Entfetten unbedingt notwendig. Rückfettende Haushaltsspülmittel sind für diesen Zweck nicht zu empfehlen. Zu leicht platzt der ausgehärtete Lack ab. Bewährt haben sich die Grundierung und die Acryllacke von Weinert. Damit die feinen Strukturen der Bauteile nicht zugekleistert werden, ist die Verwendung einer Airbrush zu empfehlen. Für unsere Lok wurde Tiefschwarz (RAL 9005) für das Fahrwerk, das Dach und alle Kleinteile verwendet, für die Aufbauten Flaschengrün (RAL 6007) und für das Führerhausinnere Betongrau (RAL 7023). Die Pufferbohle wurde mit Karminrot (RAL 3002) farblich abgesetzt.

Die Nummernschilder werden mit einem Stück Doppelklebeband auf einer Holzleiste oder ähnlichem befestigt und schwarz lackiert. Nach dem Durchtrocknen des Lackes werden die Schilder noch auf der Leiste mit 600er Schleifpapier abgeschliffen. Die schwarze Farbe bleibt in den tiefer gelegenen Partien und man erhält blanke erhabene Ränder und Zahlen. Diese Schildchen, die sich einer Nadel wieder abheben lassen, werden am Schluß mit einem Tröpfchen mattem Klarlack an Ort und Stelle fixiert.

fahrfertig von links Abb.9 und 10: Der Detailreichtum läßt nicht vermuten, daß das N-Modell dieser Kleinlok nur 38,5 mm lang ist. Beachtenswert sind die Laternen - sie stehen auf vier einzelnen Füßen. fahrfertig von rechts
Fazit

Auch wenn es sich bei dem Modell nicht eine Lok nach deutschem Vorbild handelt, ist es doch ein Schmuckstück für jede Anlage. Als Privatbahn- oder Industrielok mit einem Geisterwagen angetrieben, steht dem Einsatz selbst auf Anlagen, die thematisch in Deutschland angesiedelt sind, nichts mehr im Weg.

Im Praxistest haben sich die Fahreigenschaften trotz der niedrigen Radprofile als sehr gut und sicher erwiesen.

Und wenn Sie die Lok einmal fahren sehen möchten, schauen Sie doch ins Internet: http://home.t-online.de/home/chr.martens/traktor.htm.

TEXT, FOTOS UND ZEICHNUNG: CHRISTIAN MARTENS
Dieser Artikel erschien (in anderem Layout) im Eisenbahn Kurier, Heft 8/99
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