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Waggonbausätze im Maßstab 1:160. | ||
Ein Artikel von Christian Martens | ||
Typische Personenwagen, die in der Zeit der Deutschen Reichsbahn der DDR entstanden sind, finden sich im Angebot der N-Bahn-Hersteller kaum. Um so erfreulicher ist es, dass es Kleinserienhersteller gibt, die diese Lücke mit sehr fein gearbeiteten Bausätzen schließen. Als Beispiel für solche Bausätze sollen hier die Bghw-Wagen des Herstellers Bernd Schlosser aus Dietlas vorgestellt werden. | ||
Abb. 1, links: Zwei der im Maßstab 1:160 sehr filigranen Bghw-Wagen am Haken der V 240 001 von Brawa. | ||
Der zum großen Teil in den fünfziger und sechziger
Jahren überalterte Bestand an vierachsigen Reisezugwagen im Bereich der
Deutschen Reichsbahn führte zu einem unrentablen Unterhaltungsaufwand.
Man entschloß sich deshalb bei der DR dazu, eine große Zahl dieser Wagen
zu rekonstruieren. Das bedeutete, dass die alten Untergestelle und
Drehgestelle aufgearbeitet und weiter verwendet wurden. Die Länge der
Rahmen wurden auf ein einheitliches Maß von 18,7 m über Puffer gebracht.
Auf diese vereinheitlichten Untergestelle wurden neue Wagenkästen aufgesetzt, die nach modernsten Gesichtspunkten des Leichtbaus und der Schweißtechnik hergestellt wurden. Während anfangs alle Wagen mit einer Dampfheizung ausgestattet waren, wurde später ein Teil mit einer zusätzlichen E-Heizung versehen. Die Wagenübergänge wurden mit Gummiwulsten ausgerüstet. Der Innenraum verfügt über 64 Sitzplätze davon 24 im Raucherabteil. Die Belüftung erfolgte über Luftsauger der Bauart Kuckuck, die Fenster konnten im oberen Teil aufgeklappt werden. Nachdem für die Rekonstruktion die altbrauchbaren Wagen alle verwertet waren, wurden auch Neubauwagen unter Beibehaltung der anfangs gewählten Maße in der gleichen Ausführung gebaut. So entstanden im RAW Halberstadt bis 1975 ca. 3500 Bghw-Wagen, ca. 2000 davon als Neubauten. Während die Wagen zuerst in Schnellzügen eingesetzt waren, wurden sie später mit Erscheinen der 26,4 m-Wagen in den Eil- und Personenzugdienst abgedrängt. Außer den reinen Bghw-Sitzwagen wurden ab 1969 nach den gleichen Baugrundsätzen kombinierte Sitz- und Gepäckwagen gebaut. Diese BDhwse-Wagen waren vollständige Neubauten. Auch Speisewagen entstanden auf der Basis der Rekowagen. Von ihnen wurden ab 1973 ebenfalls im RAW Halberstadt 50 Stück gebaut. Die 1975 gebauten Fahrzeuge erhielten im Küchenbereich zwei zusätzliche Fenster. Die Speisewagen waren für den Einsatz in Schnellzügen des DR-Binnenverkehrs vorgesehen. Obwohl sie international nur beschränkt einsetzbar waren, wurden die Anschriften "Speisewagen" über den Fenstern außer in deutsch in französisch, italienisch und russisch angebracht. Die WRge-Wagen waren MITROPA-rot lackiert. Wegen fehlender Türblockierung wurden alle Rekowagen bis 1996 bei der DB vollständig ausgemustert. Einige werden jedoch heute noch bei Museumsbahnen und in Traditionszügen eingesetzt. Alle drei Rekowagenbauarten werden als N-Modelle angeboten und sollen in der folgenden Baubeschreibung dargestellt werden. |
Die Bghw-Wagen in 1:160 | ||
Abb. 2, links: Alle Bauteile auf einen Blick. Durch die Zusammenfassung der Baugruppen in einzelne Ätzplatinen ist der Bausatz recht übersichtlich. Abb. 3, rechts: Aus dem in Vordergrund abgebildeten flachen Ätzblech entsteht durch Knicken, Klappen und Falten ein dreidimensionaler Wagenkasten. |
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Die vorliegenden Bausätze enthalten
alle zum Bau notwendigen Teile. Nachgebildet sind die relevanten
Einzelheiten wie Griffstangen, Türgriffe, Gepäckablagen, E-Heizkupplungen
und Bremsschläuche. Je Wagen gehören zum Bausatz mehrere Ätzplatinen
verschiedener Stärken aus unterschiedlichen Metallen (Messing und
Neusilber). Die Drehgestelle, Radsätze und Teile der Kurzkupplungskulisse
sind Industrieprodukte, während die Dächer, die Bodengruppe und die
Sitze aus Resin gegossen sind. Die Gummiwulstübergänge sind aus
Weißmetall gegossen. Alle Teile sind sauber und übersichtlich in
Kunststofftüten verpackt. Den beiliegenden Beschriftungssatz kann
man mit verschiedenen Wagennummern erhalten, so dass einer Zusammenstellung
eines Zuges mit mehreren unterschiedlich nummerierten Wagen nichts im
Wege steht. Eine ausführliche und genaue Bauanleitung mit zahlreichen
erklärenden Zeichnungen nach dem Motto "Ein Bild sagt mehr als tausend
Worte" ist ebenso enthalten. Grundsätzlich wird beim Zusammenbau der Modelle nach der Anleitung verfahren. Die Bauteile werden mit einer scharfen Klinge auf einer harten Unterlage ausgeschnitten und wie bei Messingätzteilen üblich durch Knicken und Falten in Form gebracht. In der Regel werden sie dann mit einem dünnflüssigen Sekundenkleber verklebt. Auf Abweichungen im Vorgehen wird im Text an den jeweiligen Stellen hingewiesen. |
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Abb. 4, oben: Die Bauteile des Wagenuntergestells sind für die Montage bereit gelegt. Abb.5, unten: Hier werden die Öffnungen für die später einzusetzenden Passstifte der Abteilwände in die Bodengruppe gebohrt. | ||
Abb. 6, links: Zitat aus der Bedienungsanleitung: "Die Verbindungsstange zuerst 90° nach oben, dann die Stangen mit den Armlehnen 90° nach unten biegen". Abb. 7, rechts: Wie alle anderen Bauteile passen auch die Gepäckauflagen exakt in die vorgesehenen Aussparungen. |
Der Fahrgestellrahmen | ||
Der Rahmen besteht aus einem Teil, in den verschiedene Ausrüstungsteile eingesetzt werden. Damit die Drehgestelle gefahrlos wieder abgenommen werden können, wird die Drehgestellauflage festgelötet. Entgegen der Bauanleitung ist der in die Bodengruppe einzuklebende Bremszylinder bei dem vorliegenden Bausatz bereits integrierter Bestandteil derselben. Sie wird vor dem Lackieren mit dem Fahrgestellrahmen verbunden. Für die Paßstifte der später einzubauenden mittleren Abteilwand werden die notwendigen Löcher durch den Rahmen hindurch in der Kunststoffbodengruppe mit einem 0,7 mm-Bohrer, der in ein Stiftenklöbchen eingespannt wird, gebohrt. Die Resinteile sind an den Stellen, wo es auf den einwandfreien Sitz ankommt, nach dem Guß seitens des Herstellers überarbeitet. Die Kanten müssen jedoch mit einer Feile entgratet werden. Falls ein Resinteil verzogen sein sollte, kann es in heißem Wasser wieder gerichtet werden. Vor dem Einbau der Kurzkupplungskulissen wird die Bodengruppe schwarz (RAL 9005) lackiert. Dies geschieht am sinnvollsten mit einer Airbrush. |
Inneneinrichtung | ||
Als nächstes wird dann die Inneneinrichtung aufgebaut und der Einfachheit halber mit dem Pinsel lackiert. Die Wände erhalten einen lindgrünen und die Sitze einen grauen (Raucherabteil) bzw. einen rotbraunen (Nichtraucherabteil) Anstrich. Die silberfarbenen, sehr fein ausgeführten Gepäckablagen werden anschließend eingesetzt. Die Enden der Streben der Gepäckauflagen, die zwischen die Sitzreihen ragen, sind, da sie etwas zu lang sind, um ca. 0,5 mm zu kürzen. Eine scharfe Schere ist das einfachste Hilfsmittel. | ||
Abb. 8, links: Typische Personenwagen der DR im Maßstab 1:160 findet man kaum. Eine Lücke im Angebot, die durch die Bausätze von Bernd Schlosser kleiner geworden ist. |
Wagenkasten | ||
Bevor der Wagenkasten zusammengebaut werden kann, sind die Stirnwände mit den dafür vorgesehenen Türen auszurüsten. Die beiden Seitenwände bestehen aus einem Stück und müssen gefaltet werden. Für die Verbindung der Stirnwände mit den Seitenwänden wird in der Bauanleitung Verkleben vorgeschlagen. Anschließend sollen die als Montagehilfe gedachten Haken abgetrennt und befeilt werden. Da der Verfasser der Festigkeit dieser geklebten Verbindung hier nun wirklich nicht mehr traut, hat er wieder auf die alte Löttechnik zurückgegriffen. Anschließend lassen sich die Ecken ordentlich befeilen ohne Angst haben zu müssen, dass die Klebestellen wieder aufgehen. Wagenkasten und Fensterbänder werden nun grün (RAL 6020) lackiert. Beim Speisewagen ist es rot (RAL 3005). Damit beim Zusammenbau der Wagenwände und der Fensterbänder der Kleber gut haftet, soll an die Innenflächen des Wagenkastens möglichst keine Farbe gelangen. Dies wird durch einen Holzrahmen erreicht, über den das Gehäuse gestülpt wird. Er ist so gestaltet, dass die Innenseite des Wagenkastens vollständig von den Holzplatten bedeckt ist. | ||
Abb. 9, links: Bei dem BDghwe-Wagen sind außer der Inneneinrichtung mit den Gepäckauflagen zusätzlich noch die innen liegenden Gitterstäbe vor den Fenstern des Gepäckraumes nachgebildet. Abb. 10, rechts: Schon der im Rohbau befindliche Wagen läßt die zahlreich wiedergegebenen Einzelheiten erkennen. |
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Nach dem Einsetzen der metallisch blanken Lüftungsklappen in die Fenster folgt die Montage der Türgriffe in die Griffschilder. Das könnte eventuell die größte Hürde bei der Montage der Bausätze sein. Nicht nur, dass die Griffe gerade mal 0,8 mm breit sind, und dass die Löcher für die Montage einen Durchmesser von 0,3 mm haben, nein, sie sollen auch noch leicht nach unten geneigt eingeklebt werden! Auch müssen die rechten und linken Türanschläge beachtet werden. Entsprechend sind die Griffe nach rechts und links zeigend in die Schilder einzusetzen. Aber es geht. Es geht sogar leichter als zuerst erwartet. Die fertigen Griffe mit Schild werden in die Tür eingesetzt und von hinten mit einem Tropfen Kleber fixiert. Ebenso muss mit den freistehenden Griffstangen verfahren werden. Erst zum Schluß werden die fertig vorbereiteten Fensterbänder in den Wagenkasten eingesetzt. | ||
Abb. 11, links: Bei dem BDghwe-Wagen sind außer der Inneneinrichtung mit den Gepäckauflagen zusätzlich noch die innen liegenden Gitterstäbe vor den Fenstern des Gepäckraumes nachgebildet. | ||
Auf den fertiggestellten Wagenkasten sollten vor dem Einsetzen der Fensterfolie die Beschriftungen aufgebracht werden. Um den Abziehbildern den ihnen eigenen Glanz zu nehmen muss der Wagenkasten mit Klarlack überlackiert werden. Die Fensterfolien dürfen deshalb nicht wie in der Bedienungsanleitung vorgesehen vor dem Aufbringen der Abziehbilder in die Halterungen eingesetzt werden. Sie würden sonst ebenfalls mit der Klarlackierung ein seidenmattes Finish erhalten. Während die Beschriftungen der Bghwe- und des BDghwe-Wagens problemlos verarbeitet werden konnten, bereitete die des Speisewagens erhebliche Schwierigkeiten. Der in verschiedenen Sprachen vorhandene Schriftzug "Speisewagen" zerfiel zuerst in einzelne Buchstaben. Ursache dafür könnte das Schneiden mit Klinge und Stahllineal gewesen sein. Die Papierunterlage der Abziehbilder biegt sich beim Schneiden etwas und der sehr dünne Trägerfilm reißt dann ein. Mit Schere und Weichmacher von Gaßner ließ sich dieses Problem allerdings beheben. Außerdem hat es sich als praktikabel erwiesen, den Schriftzug in seine einzelnen Worte zu zerteilen. | ||
Abb. 12, links: Damit beim Zusammenbau der Wagenwände und der Fensterbänder der Kleber gut haftet, soll an die Innenflächen des Wagenkastens möglichst keine Farbe gelangen. Dies wird durch einen Holzrahmen, der als Lackierständer dient, erreicht. Abb. 13, rechts: Die fertig lackierten Baugruppen sind für die Endmontage vorbereitet. Fehlt nur noch die Beschriftung des Wagenkastens. |
Dach | ||
Das Dach soll sich stramm zwischen die Stirnwände einklemmen lassen. Durch das vom Hersteller angewendete Gießverfahren dieses Bauteils war eine Schrumpfung des Material nicht auszuschließen, so dass die vorliegenden Dächer ca. 0,7 mm zu kurz waren. Eine 0,75 mm dicke Polystyrolplatte von Evergreen schafft hier Abhilfe. Die Platte wird mit Sekundenkleber auf die Stirnseite aufgeklebt und der Dachrundung angepaßt. Dies gilt auch für den inneren Bogen, da das Dach sich sonst nicht exakt über der Stirnwandtür aufsetzen läßt. Der Hersteller, Herr Schlosser, hat aber angekündigt, dass bei der Neuauflage der Dächer dieses Problem beseitigt ist. Falls ein Dach wider Erwarten doch noch zu kurz ist, so kann man sich ohne weiteres ein neues nachliefern lassen. Das Dach wird grau (RAL 7011) lackiert. |
Endmontage | ||
Zum abschließenden Zusammenbau werden die Fensterfolien in den Wagenkasten eingelegt und die Halteklammern zugebogen. Die Folien sollten mit einem Tröpfchen Sekundenkleber gegen Verrutschen fixiert werden. Das Toilettenfenster wird mit weißer Farbe von innen gestrichen. Beim Speisewagen werden die mittleren zwei Fenster, die hinter dem Tresen liegen, von innen weiß eingefärbt. Der Wagenkasten kann nun problemlos auf das Fahrgestell aufgesetzt werden. Eventuell müssen die Wände etwas gespreitzt werden. Als nächstes wird das Dach aufgesetzt. Dazu werden die Stirnseiten des Wagenkastens und am Dach die Leiste, an der die Wagenkastenwand anliegt, mit Sekundenkleber benetzt. Nach dem Einklipsen der mit den Achsen komplettierten Drehgestelle werden noch die Gummiwülste und die Heizkabel für die elektrische Heizung in die dafür vorgesehenen Aussparungen eingesteckt und verklebt. In den Vertiefungen der Schlußbeleuchtung an den Wagenstirnwänden wird ein roter Farbpunkt mit glänzendem Lack angebracht. Der für den Zugschluß vorgesehene Wagen sollte auf jeden Fall noch mit den dem Bausatz beiliegenden Bremsschläuchen versehen werden. | ||
Abb. 14, links: Der vierachsige Reko-Sitzwagen Bghwe im Maßstab 1:160, entstanden aus dem Bausatz von Bernd Schlosser. Abb. 15, rechts: Von diesem Speisewagen gab es bei der Deutschen Reichsbahn 50 Exemplare. Das Modell gibt das Vorbild mit allen Anschriften genau wieder. |
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Abb. 16, links: Die bündig abschließenden Fensterrahmen tragen zum stimmigen Eindruck bei. Abb. 17, rechts: Der kombinierte Sitz- und Gepäckwagen BDhwse. |
Fazit | ||
Als Lohn für die Mühen beim Bau erhält man Bghw-Wagen, die durch die wirklich fein ausgeführten Zurüstteile und die detailierte Inneneinrichtung besonders auffallen. Gerade die mit der Wagenaußenhaut bündig abschließenden Fensterrahmen geben das glattflächige Erscheinungsbild dieser Wagen wieder. Für den betriebsorientierten N-Bahner und Anhänger von Vorbildern der Deutschen Reichsbahn sind diese Wagen ein Muss! | ||
Abb. 18, links: Ein klassischer Reichsbahn - Binnenverkehrs - Schnellzug mit einer Dampflok der Baureihe 015. | ||
Text und Fotos: Christian Martens |
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